Dutzende neue Kandidaten für den Betriebsrat

Betriebsratswahl 2022 bei ZF Luftfahrttechnik Calden

Das „Team IG Metall“ bei ZF Luftfahrttechnik in Calden will eine möglichst demokratische Betriebsratswahl. Zunächst wählen die Beschäftigten ihre Kandidat*innen in acht Bereichen – und bestimmen damit die Reihung der gemeinsamen Liste. Sie haben bereits 30 Kandidatinnen, bei 450 Beschäftigten.

Die Vertrauensleute bei ZF Luftfahrttechnik (ZFL) im nordhessischen Calden gehen die Betriebsratswahl im „Team IG Metall“ an. Ihr Plan: Zunächst leiten sie Vorwahlen ein, in acht etwa gleich großen Bereichen. Das haben sie gerade auf ihrer Vertrauensleute-Sitzung am Wochenende im IG Metall-Bildungszentrum Beverungen beschlossen.

Vorwahlen nach Bereichen

In den Vorwahlen wählen die Beschäftigten ihre Kandidaten in ihren Bereichen. Nach den Bereichswahlen stellen die IG Metall-Vertrauensleute bei ZFL dann ihre Liste für die Personenwahl auf: Gesetzt sein werden auf Platz 1 der Betriebsratsvorsitzende Michael Brömsen, auf Platz 2 sein Stellvertreter Tim Oliver Meister und auf Platz 3 der Vertrauenskörperleiter Yonas Yemane. An Platz 4 kommt dann der oder die Top-Kandidatin aus dem größten Bereich, die Fertigung in Halle 8, und so weiter, dann geht es weiter mit Kandidat*in Nummer 2 aus jedem Bereich.

„Durch die vorherigen Bereichswahlen wollen wir eine möglichst demokratische Betriebsratswahl erreichen“, erklärt der Betriebsratsvorsitzende Michael Brömsen.

In allen Bereichen gibt es genügend Kandidatinnen und Kandidaten. Alle bisherigen 11 Betriebsratsmitglieder und alle 11 Ersatz-Mitglieder wollen erneut kandidieren. Und es kommen viele Neue dazu, die erstmals kandidieren. Sie haben bereits 30 Kandidatinnen, bei rund 450 Beschäftigten.

Rückenwind durch Überleitungstarif zum Verkauf an Airbus

Das war früher anders. Da kamen kaum Neue, die sich für Betriebsratsarbeit interessierten. Denn es lief ja immer: Die rund 450 Beschäftigten bei ZFL in Calden entwickeln, fertigen und warten Hubschraubergetriebe, rund die Hälfte von ihnen arbeitet im indirekten Bereich. Das Geschäft brummt. Auch in der Corona-Zeit. Und es sind weitere Neueinstellungen geplant.

Doch dann hat ZF ihren Standort an Airbus Helicopters verkauft. Die Verkaufspläne wurden vor etwas über zwei Jahren bekannt – und sorgten für viel Unsicherheit in der Belegschaft.

Gemeinsam mit der IG Metall Nordhessen setzten sie mit Aktionen einen Überleitungstarifvertrag durch, der ihre Arbeitsplätze und ihre Bezahlung absichert: Standortsicherung, Kündigungsschutz, Schutz vor Outsourcing, Übernahme aller Rechte aus Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen, Rückkehrrecht bei Versetzung, Abgruppierungsschutz und Absicherung von Schichtzuschlägen.

Credits: IG Metall

Von 24 auf 96 Prozent Orgagrad in anderthalb Jahren

Ihren Überleitungstarif konnten sie nur durchsetzen, weil sie stark sind. Die Vertrauensleute haben hunderte IG Metall-Mitglieder dazugewonnen. Michael Brömsen und Vertrauenskörperleiter Yonas Yemane führten gut hundert Gespräche. Innerhalb von anderthalb Jahren stieg der Organisationsgrad von rund 24 Prozent auf 96 Prozent – trotz Corona.

Um systematisch Mitglieder und Kandidat*innen zu gewinnen, haben sich die Vertrauensleute einen gewerkschaftlichen Betriebsplan angelegt, ein Excel-Werkzeug, das nach Betriebsbereichen anzeigt, wer Mitglied ist, wer noch nicht, und wer Interesse hat. Mittlerweile gibt es bei ZFL auch 47 Vertrauensleute.

„Da gibt es kein Erfolgsrezept, das ist einfach harte Arbeit: Wir haben Einzelgespräche und Gruppengespräche geführt, in den Hallen, in den Büros, jeden Tag“, erklärt Vertrauenskörperleiter Yonas Yemane. „Das funktioniert auch bei Luftfahrtingenieuren und außertariflichen Angestellten, wenn Du die richtigen Werkzeuge hast – und wenn Du vor allem selbst überzeugt bist.“

Mit Airbus in einem Boot

Das klappt überall, meint Yemane. Bei der Vertrauensleutesitzung von ZFL waren auch Vertrauensleute des benachbarten Standorts von Airbus Helicopters dabei, mit dem ZFL demnächst zusammengeht. Auch dort ist der Organisationsgrad in gerade einmal neun Monate von 8 auf 70 Prozent IG Metall-Mitglieder gestiegen.

Denn bei der Betriebsratswahl werden gemeinsam einen Betriebsrat wählen. Auf die Vertrauensleute kommt dann eine neue Herausforderung zu: Bei Airbus Helicopters gab es bislang eine Listenwahl. Das gemeinsame Ziel ist jetzt jedoch eine Personenwahl, erklärt der Betriebsbetreuer beider Betriebe, Andreas Köppe von der IG Metall Nordhessen. „Wir wollen eine möglichst demokratische Wahl.“

Credits: Martin Sehmisch